Naturgarten-Tipps: Wie erkennt man heimische Wildpflanzen (beide lateinische Namen beachten- am Beispiel der Schlüsselblumen)

Gerade wurde ich gefragt, wie man heimische Wildpflanzen erkennt, kauft oder bestellt. Worauf muss man achten, damit man auch wirklich heimische Wildpflanzen bekommt. Woran erkennt man züchterisch veränderte Sorten von heimischen Wildpflanzen, die ja recht häufig angeboten wurden?

Wenn Sie heimische Wildpflanzen bestellen oder beim Gärtner kaufen möchten, benötigen Sie etwas Glück und etwas Fachwissen, denn die meisten Gärtnereien springen gerade erst auf den Zug mit den insektenfreundlichen Wildpflanzen auf. Sie unterscheiden dann – so wie übrigens in England sehr üblich – nicht zwischen heimischen und nicht heimischen Wildpflanzen. Manche haben mir auch bestätigt, dass sie nicht zwischen reiner Art und (züchterisch veränderter) Sorte unterscheiden. Bei anderen ist alles ganz klar ausgeschildert.

Aber es ist auch sehr einfach, wenn man z.B.. eine Pflanze bestellen möchte, die ich in einem meiner Naturgarten-YouTube-Videos vorstelle. Man muss dazu die beiden lateinischen Namen kennen. Also zum Beispiel gibt es eine Schlüsselblume, die gut für den norddeutschen Wald geeignet ist: Primula elatior. Primula ist hier der Gattungsname, also der Name der „Familie“ der Schlüsselblumen. Und in dieser Familie gibt es viele Familienmitglieder, die alle „Schlüsselblume“ genannt werden dürfen. Aber wenn man die norddeutsche für den Wald sucht, muss man auch den zweiten lateinischen Namen richtig angeben: elatior. Nur dann hat man das richtige Familienmitglied.

Hier die hellgelbe, höhere Blüte von der Primula elatior, die früh im März blüht und sich bei mir üppigst aussät:

Gärtner verkaufen einem nämlich auch gerne Primula veris, die goldgelb blüht und eher auf süddeutsche Kalkwiesen gerne auch in der Sonne wächst. Sie benötigt also einen ganz anderen Standort (ja, sie wächst in meinen ehemals etwas gedüngten Beeten mittlerweise auch ganz gut :-))… Oder man bekommt ein asiatisches Familienmitglied: zum Beispiel Primula japonica oder Primula beesiana, die bekannte, pinke Etagenprimel, die man häufig in Gartencentern sieht. Das sind noch alles Wildformen, wenn nur zwei lateinische Namen zu sehen sind, aber eben nicht aus Europa.

Hier die goldgelbe Primula veris, eine unserer wenigen heimischen Schlüsselblumen-Arten. Auch sie sät sich bei mir aus und blüht im April.

Und dann muss man noch aufpassen, dass nach den beiden lateinischen Namen kein weiterer lustiger, völlig vom Gärtner ausgedachter Fantasiename steht, das sind dann die Sortennamen, wie: Primula elatior „Crescendo Blue“ z.B.. Das ist also eine Sorte der Primula elatior, die wohl auf bläuliche Blüten gezüchtet wurde. Und so gibt es viele Züchtungen mit unterschiedlichen Sortennamen: Crescendo Bella Rosa etc. etc. Man kann vermuten, dass es für die Insekten nicht egal ist, welche Farbe eine Blüte hat. Es ist ja bekannt, dass die Farben Signalwirkung auf Insekten haben.

Am besten verwendet man übrigens beim Einkauf die lateinischen Namen, denn die deutschen Namen sind nicht festgelegt und z.T. je nach Region unterschiedlich… eine „Kuhblume“ ist überall etwas anderes :-).

Es gibt auch noch eine weitere schöne heimische Wildform, Primula vulgaris (auch Primula aucaulis oder Stängellose Schlüsselblume). Sie habe ich z.B. in Schleswig-Holstein als Wildform im Wald auf Lehmboden gesehen. Dort waren Pferde auf einer großen Weide.. und zwischen den Bäumen in einem Wäldchen wuchsen unzählige der hübschen niedrigen, ebenfalls hellgelben Wildform, Primula vulgaris. Und von dieser Mutterart unserer „Primeln“ gibt es sehr viele, z.T. alte Gartenzüchtungen in allen Farben des Regenbogens. Und die werden von den Gärtnern einfach weiterhin Primula vulgaris genannt, meist sogar ohne Sortennamen. Was wir also als „Primel“ kennen, ist über die Jahrzehnte massiv gezüchtet worden. Und die Primula vulgaris selbst ist im Elbe-Weser-Dreieck fast ausgerottet worden. Also bitte Pflanzen nicht aus der Natur entnehmen, sondern mit beiden lateinischen Namen 🙂 – beim Naturgarten-Versender bestellen, z.B. bei Hof Berggarten oder bei Strickler in Alzey.

Hier die niedrige, kissenförmige hellgelbe Primula vulgaris – Wildform, die mit jährlicher Kompostgabe ganz glücklich in meinem Obstgarten ist.

Viel Freude mit den Wildpflanzen.

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