Welche Frühblüher sind heimisch?

Als Naturgärtner achten wir ja besonders darauf, möglichst viele heimische Pflanzen im Garten zu verwenden. Bei den Stauden und besonders bei den Sträuchern und Bäumen sind vielleicht 80 der Ware im Gartencenter nicht heimisch. „Heimisch“ kann man übrigens recht unterschiedlich definieren. Weit verbreitet ist die Definition „alle Pflanzen, die in MItteleuropa vor 1492 waren (also bevor Kolumbus Amerika entdeckt hat)“. Diese Pflanzen werden auch als „Archäophyten“ bezeichnet. Alle neu hinzugekommenen Pflanzen als „Neophyten“.

Und die Frühblüher, wie das Schneeglöckchen, die jetzt nach und nach aus dem Boden kommen und jedes Jahr das Gartenjahr einläuten, sind größtenteils keine wirklichen Archäophyten aber auch keine wirklichen Neophyten. Sie sind in der vorindustriellen Zeit mit den Reisenden, den Kreuzrittern und Mönchen aus Südosteuropa und dem Vorderen Orient nach und nach zu uns gekommen. Oft wurden sie besonders in Klöstern und rund um Schlösser gepflanzt und haben sich dort seit Jahrhunderten teilweise ungestört vermehrt und von dort weiter in die Landschaft und die Dörfer verbreitet. Die Holländer nennen solche alteingesessenen Pflanzen, die sich bei uns von selbst behaupten und vermehren können „Stinsenpflanzen“ (bei uns auch Stinzenpflanzen genannt).

Was tun wir nun als Naturgärtner: Da es nur recht wenige klar heimische Zwiebelpflanzen gibt (den kleinen Wald-Gelbstern (Gagea lutea) oder die Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) zum Beispiel) und da diese Frühblüher sich nach der Blüte wieder in ihre Speicherorgane zurückziehen und keine Konkurrenz zur anderen Bepflanzung darstellen, verwenden wir diese Stinzenpflanzen gerne. Sie bereichern unsere Wäldchen, bilden unter laubabwerfenden Sträuchern schöne Frühblüher-Teppiche und schenken uns und den ersten Bienen eine sehr frühe Blüte.

Hier eine Liste der Zwiebelpflanzen, die ich gerne in die Gärten hole:

  • Galanthus nivalis (ssp. nivalis)… das ist das echte, alteingesessene Schneeglöckchen.. alle anderen wie Galanthus elwesii oder Galanthus woronowii haben andere Blätter und stammen z,.B, aus der Türkei und vermehren sich, finde ich, bei uns nicht so gut. Ich habe auch gehört, dass sie zum Teil aus Wildsammlung stammen, was man natürlich vermeiden muss.
  • Crocus tommasinianus (Elfenkrokus) – verbreitet sich gut
  • Crocus vernus
  • verschiedene andere Crocus-Arten
  • Scilla-Arten (Blaustern) – verbreiten sich stark
  • Eranthis hyemalis (Winterling) – am besten als Pflanze kaufen/tauschen! (Knollen vertrocknen schnell)
  • Leucojum vernum (Märzenbecher) – für feuchte halbschattige Bereiche in Wiese und Wald
  • Anemone nemorosa (Buschwindröschen) – für mullhaltige Bereiche unter Laubbäumen
  • Corydalis cava (Hohler Lerchensporn) – unter allen Hecken und Laubsträuchern
  • Ornithogalum nutans (Nickende Vogelmilch, Nickender Milchstern), ebenfalls unter Laubsträuchern
  • Ornithogalum umbellatum (Dolden-Milchstern)
  • Leucojum aestivum – für feuchte, nährstoffreiche Beete und Wiesen
  • Hyacinthoides non-scripta (englisches Hasenglöckchen, so man es findet) – reichere Laubwälder und Schattengärten, einseitswendig
  • Hyacinthoides hispanica (spanisches Hasenglöckchen) – aufrechter und vermehrungsfreudiger als das englische… für reichere Gehölzgruppen, Schattengärten, Waldränder
  • Narcissus lobularis – hellgelb mit gelber Trompete, sehr früh, vermehrt sich bei mir super mit etwas Oscorna Bodenaktivator während der Blütezeit gegeben
  • Narcissus pseudonarcissus – reingelb
  • Fritillaria meleagris (Schachbrettblume)
  • Convallaria majalis (Maiglöckchen) – wuchern stark – nicht ins Beet sondern an den Gehölzrand bzw. unter Sträucher

Ich bestelle übrigens unter anderem bei Gewiehs.de … allerdings ist auch dort das alte Schneeglöckchen meiner Kindheit, dass sich seit den 60er Jahren in meinen Gärten fleißig vermehrt, nicht zu bekommen. Unter Galanthus nivalis bekommt man auch dort ein Schneeglöckchen, das deutlich größer ist und auch bleibt und sich meines Erachtens weniger gut vermehrt.

Übrigens… jetzt die Schneegöckchen-Pulks vorsichtig aus dem Boden nehmen, vorsichtig in 2 -3 Teile teilen und wieder an verschiedene Plätze im Garten auspflanzen. So vermehrt man diese Zwiebelblume „in the green“, wie der Engländer sagt,

Meine Mutter hat übrigens unsere Schneeglöckchen immer sehr erfolgreich auch im Wurzelfilz einer alten Eiche in unserem Garten vermehrt, indem sie nicht etwas Löcher für die Pulks grub, sondern indem sie etwas guten Kompost als kleinen Haufen, ungefähr so groß wie ein Maulwurfshaufen, unter der Eiche verteilte und dahinein die Schneeglöckchen-Pulks pflanzte. Angießen, fertig 🙂

Bei einem alten Haus gesehen, aber insgesamt viel zu selten im Garten zu sehen: Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)

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