Wenn Sie einen Naturgarten anlegen möchten, ist es wichtig, dass die Wildstauden nicht züchterisch bearbeitet oder irgendwie überdüngt wurden. Sonst passt die Farbe vielleicht nicht wirklich in einen Naturgarten oder die Blüte ist auf einmal gefüllt , oder… oder… Da im Moment „ganz Deutschland“ auf einmal „bienenfreundlich“ gärtnern möchte, ist wirklich die Frage, wo man die Stauden und Sträucher nun kaufen kann. Viele Gartenbesitzer tendieren verständlicherweise dazu, zur nächstgrößeren Gärtnerei zu fahren und aus dem bunten, schön gewachsenen Sortiment einfach einen Schwung voll Pflanzen mitzunehmen. Das kann ich gut verstehen, wenn man einmal den Garten umgestaltet, dann möchte man, dass es schnell geht und schnell wieder grün aussieht.
Hier muss man sich aber entscheiden, ob man wirklich ein kleines Stück Natur im Garten haben möchte, oder ob es doch mehr ein klassischer Garten sein soll. Oft genug habe ich nämlich gesehen, dass Kunden vom nächsten Gärtner mit einem „Wiesenknopf“ oder einer „Heidenelke“ wieder kamen und die stabilen, im Topf schon blühenden Pflanzen ganz und gar nicht so wie die Wildform aussahen, die ich mir am jeweiligen Standort so schön vorgestellt hatte. (der heimische Wiesenknopf Sanguisorba officinalis hat die braunen Knöpfchen in dem Staudenbeet-Foto). Abgesehen davon, dass diese hoch gepuschten Pflanzen schlechter anwachsen als die Pflanzen im kleinen 9×9 Topf. Profigärtner pflanzen in Deutschland am liebsten aus dem 9×9 Topf! Und selbstverständlich ist es für unsere Insekten nicht egal, welche Farbe eine Blüte hat oder ob sie gefüllt blüht.
Bei den meisten Gärtnereien ist verständlicherweise das Wissen um den Wert züchterisch nicht bearbeiteter Wildpflanzen noch gar nicht vorhanden. Danach hatte ja nun in den letzten Jahrzehnten auch wirklich niemand gefragt. In der Ausbildung haben auch Gärtner so etwas nämlich nicht gelernt.
Es gibt nun drei mögliche Wege, um zu einer echten europäischen Wildstaude oder einem echten Wildstrauch zu kommen:
- Man sammelt vorsichtig ein paar Samen am Wildstandort – es sei denn, die Pflanze steht unter Naturschutz oder ist am Standort nicht wirklich üppig vertreten !!! – und zieht die Pflanzen dann selbst heran. Das dauert und sicher gibt es dabei auch Verluste. Auf jeden Fall ist es gut, wenn man recherchiert, ob es ein Kaltkeimer oder nicht ist…
- Man wendet sich an eine der Gärtnereien, die im Naturgartenverein organisiert sind (s. www.naturgarten.org). Allerdings gibt es neben den alteingesessenen Firmen, die wirklich an der Erhaltung von echten Wildpflanzen interessiert sind, auch ab und zu einen Trittbrettfahrer, der den Naturgartenverein als Werbefläche missbraucht.
- Man versucht es doch und kauft bei einer Gärtnerei vor Ort und achtet sorgfältig auf den lateinischen Namen: Beide lateinischen Namen müssen genau stimmen und es darf kein Zusatz nach ihnen stehen: Also: Prunus padus ist die bei uns in der Region heimische duftende Traubenkirsche (hier oben im Bild). Sie blüht im Mai und duftet meterweit. Aber Prunus padus serotina ist die ganz und gar nicht gewünschte nordamerikanische Traubenkirsche, die sich hier in Norddeutschland massiv im Wald ausbreitet. Sie duftet nicht und blüht im Juni. Ich erinnere mich, wie ich Prunus padus bei der Gärtnerei um die Ecke für ein Bingo-gefördertes Projekt an einer Schule bestellt hatte. Und die Gärtnerei lieferte: Prunus padus „Schloss Tiefurt“. Ich googelte leider etwas zu spät diese Sorte von der Wildform und finde „möglicherweise steril“. Das passte ja gar nicht zum geförderten Projekt. Aber die Gärtnerei ließ sich nicht auf Diskussionen ein… dumm gelaufen. So etwas geht ja gar nicht! Oder, ein anderer Fall, Ich schreibe in die Planung „Potentilla rupestris„… eine meiner super Standard-Pflanzen, leider selten bis gar nicht „einfach so“ zu bekommen. Da muss man sich wirklich an Wildstauden-Gärtnereien wenden. Die Kundin kam vom Gartencenter mit irgendeiner der hundert anderen Potentilla nach Hause, vielleicht Potentilla nepalensis. Also hier stimmte nur die „Familie“ (Fingerkräuter), aber das Familienmitglied war ein falsches,. Es handelte sich also nicht um das „Felsen-Fingerkraut“ sondern um ein viel bunteres Fingerkraut aus Nepal.
In diesem Sinne, viel Freude am Kennenlernen der kleinen, feinen Unterschiede zwischen den Wildstauden und den Gartencenter-Stauden. Aber vielleicht finden Sie ja mittlerweile auch eine wirklich engagierte Gärtnerei. Auch das ist mir gerade passiert. Die Stauden von einer hiesigen konventionellen Gärtnerei, die ihre Stauden aber selbst produziert, stimmten alle perfekt und sahen sehr gut aus. Glück gehabt.
Moin Julia, erstmal danke für den tollen Blog und die inspirierenden Videos. Da ich auch aus der Region komme, würde ich mich über einen kleinen Hinweis mit welcher lokalen Gärnterei Du so gute Erfahrungen gemacht hast sehr freuen. Ich hatte vor Ort bisher, trotz lateinischer Namen, keine so tolle Trefferquote.
Danke und beste Grüße Philipp
Moin Phlipp, danke für das nette Feedback.
Die Gärtnerei, bei der man sich um echtes Saatgut zu kümmern scheint, das war Pöppel-Stauden in der Nähe von Wildeshausrn.. weiterhin viel Freude am naturnahen Görtnern wünsche ich dir 😊